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Wie geht „buddhistische Schule“?
Eindrücke aus dem Probejahr der Grazer SiP Schule im Pfeifferhof als buddhistische Schule.
Das Schuljahr 2021/22 hatte mit Änderungen in der Struktur der Schule im Pfeifferhof, Graz, begonnen. Mit dem Beschluss seitens der Schulgemeinschaft der SiP, der Bestätigung durch den Sangharat der ÖBR und der Bewilligung durch die Bildungsdirektion (BD) Steiermark wurde die Schule zu einer konfessionellen Schule mit buddhistischer Ausrichtung.
Bildungsdirektion und Religionsgesellschaft beobachteten die Entwicklung mit Interesse.
Der Schulleitung oblag die große Aufgabe, die Anforderungen des Privatschulgesetzes für konfessionelle Schulen umzusetzen und dies auch dem Team der Lehrerinnen und Lehrer zu vermitteln sowie gleichzeitig auch buddhistische Grundsätze im Schulleben zu verankern.
Währenddessen sollte der Schulbetrieb ohne Unterbrechung und mit den kostbaren Freiheiten der bisherigen Unterrichtsgestaltung fortgeführt werden.
Mit dem Abstand eines Schuljahres darf der Start durchaus als gelungen betrachtet werden. Eine Fortsetzung des Projekts wurde allerseits bekräftigt und bestätigt.
Der buddhistische Religionsunterricht (BRU)
Seit der Anerkennung des Buddhismus als Religion in Österreich (1983) besteht die Möglichkeit, an öffentlichen und privaten Schulen den buddhistischen Religionsunterricht anzubieten.
Geprüfte und von der Religionsgesellschaft zugelassene Religionslehrerinnen und -lehrer halten diesen Unterricht mittlerweile österreichweit entsprechend der Zahl von Schülerinnen und Schülern mit buddhistischem Bekenntnis.
In der SiP gab es nur wenige Kinder mit buddhistischem Bekenntnis, aber viele interessierte Schülerinnen und Schüler ohne Bekenntnis und Gäste (im BRU) mit anderem Bekenntnis.
Über den Sommer wurde der Bewegungsraum der Schule zum Meditations- und Bewegungsraum aufgewertet. Eine sauber gemalte Lotosblüte schmückt nun die eine Wand, ein sitzender Buddha die gegenüberliegende Wand. Für den neuen buddhistischen Lehrer an der Schule ein freundliches Willkommenszeichen.
Der Freitag wurde zum Unterrichtstag für BRU für alle Altersstufen. Dieser Tag ist besonders für freie Arbeit und Kreativität bestimmt.
So konnten jene, die dieses Angebot wählten, praktische Übungen für Körper und Geist, Geschichten aus dem Leben des Buddha, grundlegende Begriffe der Buddha-Lehre und die entsprechende Sichtweise auf die Welt und die Lebewesen kennen lernen.
Mit der Sekundarstufe gab es im ersten Jahr ein Projekt zum Thema Weltanschauung und Ethik, gemeinsam mit dem Lehrer für Religion (kath.), Ethik, Philosophie (REP).
Die Schülerinnen und Schüler waren aufmerksam dabei, als unterschiedliche religiöse und weltanschauliche Sichtweisen dargestellt wurden und in Dialog traten.
Eine Exkursion in das Buddhistische Zentrum She Drup Ling und anschließend zum Stupa im Volksgarten, Graz, rundeten dieses Projekt ab.
Aus den Rückmeldungen wurde deutlich, dass das Spiel „Samsara“, welches im Zentrum angeboten wurde, am meisten beeindruckte. In Kleingruppen wurde hier mit Würfel und Spielstein das buddhistische Weltbild erforscht und Begrifflichkeiten wie Karma, bedingtes Entstehen, Samsara, Dharma u.a. geklärt.
Das Schuljahr wird in Epochen unterteilt, Zeiträume, die einem bestimmten Thema gewidmet sind. Die Schüler und Schülerinnen können sich während der Epoche mit dem jeweiligen Thema vom primären Interesse bis zur Vertiefung anhand des vorbereiteten Materials beschäftigen.
Manche Epochen sind gruppenübergreifend und werden für die jeweiligen Altersstufen gleichzeitig angeboten.
Ziel dieser Epochenarbeit ist es, einen größeren Blick auf ein Thema zu gewinnen, am besten mit allen Sinnen und auf diese Weise das Wahrgenommene zu verinnerlichen. Das Ergebnis wird oft bildlich dokumentiert, als Theaterstück oder als Film präsentiert, womit auch andere Fähigkeiten geübt werden.
Ob nun auf der Reise durch den Körper und die ihn bedingenden Umstände von Geburt bis Tod, von Überfluss bis Armut, oder die Welt der Pflanzen und ihre grundlegende Notwendigkeit für das Leben auf dem gesamten Planeten, immer geht es darum, den Wissenszuwachs durch Erfahrung zu bekräftigen, am besten gleich vor Ort.
Damit wird das gegenseitig bedingte Entstehen, die gegenseitige Abhängigkeit aller physischen und psychischen Erscheinungen begreifbar.
Aber genauso werden die Folgerungen für das eigene Leben, von Kooperation, nicht-Gewalt, Konflikt und Lösung, gegenseitiger Unterstützung und vielem mehr, das hier in der Praxis erlebt werden kann, einsichtig.
Eine konfessionell buddhistische Schule verzichtet auf missionarischen Eifer, fördert die Selbstverantwortung der Schülerinnen und Schüler ebenso wie der gesamten Schulgemeinschaft und bietet auch Gelegenheit zum Innehalten und Meditieren.
Möge es auch in den nächsten Jahren gelingen.
Michael Aldrian
geboren 1965 in Graz, Mag. phil. Philosophie und Pädagogik an der KF-Uni Graz, buddhistischer Religionslehrer an allen Schularten und Altersstufen in Graz; Erwachsenenbildner, Sozialpädagoge und Seminarleiter für Konfliktkultur, Körpersprache, Stressbewältigung, Verantwortliches Handeln (Zivilcourage), elementare Musikpädagogik, Yoga und Meditation. Buddhistischer Religionsunterricht bedeutet für ihn „die großartige Gelegenheit, Schülerinnen und Schüler und Dharma in aller Öffentlichkeit des österreichischen Schulsystems auf liebevolle und einfühlsame Weise zusammenzubringen.“