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MedUni Wien: Eröffnung der Vorlesungsreihe „Freier Wille und Medizin"
Am 29.9. fand im AKH Wien die interreligiöse Eröffnung der im kommenden Wintersemester geplanten Vorlesungsreihe der MedUni Wien zum Thema „Freier Wille und Medizin" statt.
Namhafte Vertreter verschiedener Religionsgesellschaften gaben mit ihren Statements ein Zeugnis der respektvollen Begegnung und des Dialogs zwischen den Religionen und Konfessionen ab.
Für ÖBR-Präsident Gerhard Weißgrab bedeutet Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen im medizinischen Kontext die Herausforderung, das Wohl der Patientin oder des Patienten als oberstes Ziel zu haben.
Das Statement von ÖBR-Präsident Weißgrab im Wortlaut
„Ich kann, weil ich will, was ich muss“, wird Immanuel Kant über den Willen zitiert.
Buddhistisch könnte man diese Aussage so interpretieren: „Der Gedanke geht dem Wort voraus, das Wort der Tat“, oder den Beginn des ersten Verses aus dem Dhammapada zitieren, der da lautet: „Vom Geist geführt, die Dinge sind, vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt.“
Das alles weist eindeutig auf die Existenz eines freien Willens hin. Zugleich aber sehen wir aus buddhistischer Sicht diesen freien Willen nicht grenzenlos, sondern eingeschränkt durch die von den einzelnen Menschen selbst geschaffenen Bedingungen und den Bedingungen des bestehenden Umfeldes.
Der Buddhismus kennt kein fremd auferlegtes Schicksal und keine äußere steuernde Macht, wodurch Selbstbestimmung und vor allem Eigenverantwortung einen hohen Stellenwert bekommt.
Wir sprechen auch von karmischen Bedingungen, wobei Karma eben keine schicksalshafte Fremdbestimmung bezeichnet, sondern ausschließlich Bedingungen beschreibt, die durch unser Selbst grundgelegt sind. Das sind dann zugleich auch die Grenzen unserer Freiheit und damit unseres freien Willens.
Im Buddhismus steht dieser Begrenztheit des freien Willens sowie grundsätzlich allen existenziellen Fragen, kein Gottesglaube zur Seite, sondern das Vertrauen in die Lehre des Buddhas und ihrer Werkzeuge.
Bei diesen Werkzeugen spielt vor allem das Mitgefühl eine herausragende Rolle. Aber auch das Wissen um wechselseitige Abhängigkeit und die Entfaltung von allumfassender Güte und Gleichmut sind dabei heilsame Mittel.
Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen im medizinischen Kontext ist die Herausforderung, das Wohl der Patientin oder des Patienten als oberstes Ziel zu haben und zugleich ihre oder seine Autonomie und Selbstverantwortlichkeit zu wahren, auch wenn sie in Widerspruch zu medizinischen Erfordernissen geraten.
Hier kommt aus meiner Sicht Weisheit und Demut ins Spiel. Beides sind sehr hilfreiche Mittel, mit den entstehenden Ambivalenzen umgehen zu können und sie bilden damit eine gute Grundlage schwieriger Entscheidungen. Manchmal darf oder muss demütig angenommen werden, dass wir den Fluss der Bedingungen eben nicht mehr aktiv steuern können.
In diesem Sinne wünsche ich allen am neuen Studienjahr Teilnehmenden viel Inspiration, unserer interreligiösen Gemeinschaft viel Segen und grenzenloses Mitgefühl sowie Weisheit im Umgang mit allen Wesen, die unserer Hilfe und Unterstützung bedürfen!
Mögen alle Wesen frei von Leiden sein! Mögen alle Wesen wohlauf und glücklich sein!
Zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=INi74jYkZ1w
Redaktion und Fotos: Manfred Krejci